Nor­bert Kox, Sie waren jah­re­lang im Vor­stand eines mil­li­ar­den­schweren Ver­si­che­rungs­kon­zerns. Auch Ihre Kol­legen von der »Initia­tive Borussia« sind Größen aus Wirt­schaft und Politik. Sind Sie Lob­by­isten oder eine Fan-Initia­tive?

Wir sind natür­lich eine Fan-Initia­tive. Ich selbst bin seit ewigen Zeiten Borussia-Fan. Ebenso wie meine Kol­legen.

Sie beklagen, dass Glad­bach »vom Mythos zur grauen Maus« geworden ist. Steht es wirk­lich so schlimm um den Verein?

Schauen Sie mal auf die Tabelle und gucken Sie, was der Verein die letzten 15 Jahre erreicht hat! Da gab es keine Erfolge, Borussia ist zu einer Fahr­stuhl­mann­schaft ver­kommen. Und das alles, obwohl die Rah­men­be­din­gungen nie besser waren.

Wo sehen Sie die Gründe für diese Misere?

Die Struktur des Ver­eins ist das Pro­blem. Vor allem im sport­li­chen Bereich wird er deut­lich weniger pro­fes­sio­nell geführt als die Top-Klubs der Liga.

Was meinen Sie kon­kret?

Wir for­dern ein von den Mit­glie­dern gewähltes Prä­si­dium, um dessen Macht zu beschneiden und den Fans mehr Ein­fluss zu ver­schaffen. Wir benö­tigen drin­gend einen zweiten unab­hän­gigen Auf­sichtsrat für den Pro­fi­be­reich. Unsere Profis sollen – wie in nahezu jedem erfolg­rei­chen Bun­des­liga-Verein auch – von einer eigen­stän­digen pro­fes­sio­nellen Geschäfts­füh­rung gema­nagt werden, denen der Auf­sichtsrat nicht in das Tages­ge­schäft pfuscht.

Sie for­dern also Struk­turen wie bei einem Wirt­schafts­un­ter­nehmen, mit einem Auf­sichtsrat, der die Geschäfts­füh­rung über­wacht und kon­trol­liert?

Genau. Aber das ist nicht nur bei Wirt­schafts­un­ter­nehmen so, son­dern auch bei den Top-Klubs der Bun­des­liga wie zum Bei­spiel Bayern Mün­chen.

Und diese Ände­rungen sind mit der momen­tanen Ver­eins­füh­rung nicht mög­lich?

Uns geht es um Struk­turen, nicht um Per­sonen. Wir haben in der Ver­gan­gen­heit immer wieder intern Ände­rungen gefor­dert, leider ohne Erfolg. Des­halb sahen wir uns jetzt gezwungen, den Weg über die Öffent­lich­keit zu wählen. Wir haben das aktu­elle Prä­si­dium auch ein­ge­laden, mit uns über die Situa­tion zu dis­ku­tieren. Aber die ein­zige Reak­tion waren unfaire Äuße­rungen gegen uns in diversen Medien.

Ihre Initia­tive stammt aus dem Spon­so­ring-Umfeld. Da hätten Sie bestimmt einige Mög­lich­keiten zur Ein­fluss­nahme…

Natür­lich. Fast alle aus unserer Initia­tive hatten jah­re­lang Kon­takt zur Ver­eins­füh­rung. Zu Rolf Königs (dem Prä­si­denten, d. Red.) und Rainer Bonhof (dem aktu­ellen Vize­prä­si­denten, d. Red.). Wir haben viel ver­sucht, um Reformen durch­zu­bringen. Alles ohne Erfolg. Des­halb haben wir jetzt – recht­zeitig vor Frist­ab­lauf für Sat­zungs­än­de­rungen am 31.12.2010 – diesen Weg gewählt, um zu ver­hin­dern, dass Borussia eine Fahr­stuhl­mann­schaft bleibt.

Erlaubt das wirt­schaft­liche Umfeld des Ver­eins über­haupt derlei Ambi­tionen?

Natür­lich. Der Verein hat gewal­tige Ein­nahmen. Da stehen wir an sechster oder siebter Stelle in der Bun­des­liga – deut­lich vor Klubs wie St. Pauli oder Frei­burg. Aus diesem Fun­da­ment lässt sich deut­lich grö­ßerer sport­li­cher Erfolg her­aus­holen.

Ein Fehler des zuletzt kri­ti­sierten Sport­di­rek­tors Max Eberl?

Ich weiß nicht, ob er ein guter Manager ist oder nicht. Schließ­lich konnte er noch nie selb­ständig ent­scheiden. Das Prä­si­dium um Rolf Königs hat sich schließ­lich regel­mäßig ins Tages­ge­schäft ein­ge­mischt. Außerdem ist Eberl sehr uner­fahren. Bevor er Manager in Glad­bach wurde, war er ein unbe­schrie­benes Blatt. In Dort­mund oder Bremen hin­gegen hat man ein Manage­ment mit großer Erfah­rung.

Aber auch Michael Zorc und Klaus Allofs waren neu im Geschäft, als sie Sport­di­rektor in Bremen und Dort­mund wurden.

Klar. Aber sowohl Zorc, als auch Allofs hatten Zeit, sich in die Struk­turen und das Geschäft ein­weisen zu lassen und konnten später selb­ständig han­deln. Wenn man sieht, was in Dort­mund aus den vor­han­denen Mög­lich­keiten gemacht wurde, dann frage ich mich wirk­lich, warum Glad­bach nicht besser da steht. Dort­mund stand vor einigen Jahren kurz vor der Insol­venz. Jetzt stehen sie an der Tabel­len­spitze.

Sind eigent­lich auch andere Fans von Glad­bach in Ihre Pla­nungen mit­ein­be­zogen?

Sicher­lich. Wir haben etwa das Glad­ba­cher Fan­pro­jekt ange­schrieben. Die haben sehr positiv reagiert. Im Januar 2011 werden wir uns treffen und ihnen unser Pro­jekt vor­stellen und um Unter­stüt­zung werben.

Um die Sat­zungs­än­de­rungen auf der Mit­glie­der­ver­samm­lung im nächsten Jahr durch­zu­be­kommen brau­chen Sie eine Zwei­drit­tel­mehr­heit. Können Sie die errei­chen?

Ich bin da zuver­sicht­lich. In Leser­um­fragen und Inter­net­foren ist die Zustim­mung zu unserer Sache groß. Sie liegt bei etwa 80%. Das größte Pro­blem ist die Kom­ple­xität unseres Anlie­gens. Was wir in den zehn Sat­zungs­än­de­rungen durch­setzen wollen und warum, lässt sich nicht leicht erklären.

Neben den Struk­turen kri­ti­sieren Sie auch die Ver­eins­po­litik. Ein Hotel und ein Museum, die im Umfeld des Borussia-Parks gebaut werden sollen, lehnen Sie ab. Sind das nicht Inves­ti­tionen in den Verein?

Solche Inves­ti­tionen sind im Moment nicht ange­bracht. Statt Betten sollte der Verein lieber Spit­zen­plätze belegen. In der der­zei­tigen Situa­tion sollten wir besser in neue Spieler inves­tieren. Wir haben bereits ein gutes Umfeld mit dem neuen Sta­dion, das sicher­lich ein großer Ver­dienst des aktu­ellen Prä­si­diums ist.

Sie haben mit Günter Netzer und Berti Vogts pro­mi­nente Unter­stützer an Ihrer Seite, die eben­falls die aktu­elle Ver­eins­füh­rung kri­ti­sieren. Freut Sie das?

Klar. Günter Netzer kennt sich im Bereich Manage­ment sehr gut aus (er ist Gründer eines Sport­rechte-Ver­mark­ters, d. Red.) und auch Berti Vogts weiß. wovon er redet, selbst wenn immer wieder Leute ver­su­chen, ihn klein­zu­reden. Ihm liegt Borussia genauso am Herzen wie uns und Rainer Bonhof.

Aber Bonhof hat sich gegen Vogts und Netzer in Stel­lung gebracht. Am Wochen­ende haben sich Netzer und Bonhof bei »Sky 90« heftig über Borussia Mön­chen­glad­bach gestritten.

Ich habe die Sen­dung ver­folgt. Das war nicht der echte Rainer Bonhof. Er ist ein anstän­diger Kerl, hat sich hier aber von Herrn Königs instru­men­ta­li­sieren lassen. Der schickt im Moment den Trainer, den Manager und auch Herrn Bonhof als Vize­prä­si­denten vor die Kamera – nur er selbst schweigt. Dabei macht er in guten Zeiten um keine Kamera einen Bogen.

Wollen Sie andeuten, dass Bonhof von seinem Chef geschickt wurde und privat eine andere Mei­nung ver­tritt?

Davon bin ich über­zeugt. Jeder der sich kri­tisch gegen­über Königs äußert, wird von ihm aus dem Verein gelotst. Das weiß auch Bonhof.

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