Sage keiner, wir hätten das Andenken an die Sportschau nicht hoch gehalten. Monatlich versammelten wir uns mit gefalteten Händen am Konferenztisch und gedachten des Andenkens von Adi Furler, stießen auf das 40jährige Fernsehjubiläum von Manfred Vorderwülbecke an und frisierten uns die Haare wie Ernst Huberty, Scheitel links, Resthaar umklappen. War doch auch zu schön damals. Die Ballgardine, die Frisuren, der Galopper des Jahres, das Fußball-Ballett.
Gute Zeiten für Nostalgiker: Ab der neuen Saison wird die Sportschau reanimiert, als Nachfolger des ungeliebten Sat1-Formats „ran“. Und manch ein Fan frohlockte nun voreilig, es brächen womöglich goldene Zeiten an, Samstagsfußball ohne Werbung, ohne Gewinnspiele und ohne künstlich konstruierte Konflikte. Doch die ARD zerstörte schnell jeden Anflug retrospektiver Euphorie. Natürlich gehöre auch Werbung zum neuen Sportschau-Konzept. Und auch sonst führt kein Weg zurück in die Achtziger. Denn ungeachtet der bisweilen überbordenden Inszenierung hatte „ran“ seit 1992 neue Standards gesetzt: acht Kameras serienmäßig statt der drei, die die Sportschau zuvor aufgeboten hatte. Alle Spiele und alle Tore des Nachmittags, statt der drei Partien, die die Sportschau zuvor nur gezeigt hatte. Und auch der Verzicht auf klassische Sportschau-Floskel („Die nachfolgende Ecke brachte nichts ein“) tat dem Zuschauer nicht unbedingt weh. Und am Ende, so bescheinigten selbst erbitterte Kritiker, kam „ran“ auch für Puristen erträglich daher. Bisweilen entfaltete „ran gar eine ganz eigene Brillanz, etwa an jenem Samstag, als durch schwere Unwetter sämtliche Überlandleitungen ihren Geist aufgaben und sich Moderator Oliver Welke mit geistesgewärtiger Schlagfertigkeit durch die Sendung rettete. Die Latte liegt also hoch für die Crew um Gerhard Delling, der die Samstagsausgabe moderieren soll. Manch eine mißratene DFB-Pokal-Sendung ließ ahnen, dass in den Wochen bis zum Saisonstart in den ARD-Studios noch fleißig geübt werden muss. Also nicht ganz auszuschließen, dass wir uns dereinst um den Konferenztisch versammeln und mit betretener Miene den alten Recken Werner Hansch und Monika Lierhaus gedenken. Und Jörg Wontorra natürlich. Dem aber nur ganz kurz.
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